Hallo allerseits,
auf meinem mühsamen, steinigen Weg der ersten Modellierungserfahrungen habe ich ein simples Modell gebaut, das der einfachen Denkweise eines Betriebswirtschaftlers entstammt. Es geht um den simplen Zusammenhang zwischen Erlös, Menge, Preis, var. Kosten und dem DB 1. So hat man ein schönes kleines Modell gezaubert, wie man es auch in einer Tabellenkalkulation tun könnte. Nun wollen wir der Realität mal etwas mehr Raum geben und zollem dem Umstand Rechnung, dass fakturierte Erlöse ja nicht gleichbedeutend mit Cash auf dem Bankkonto sind. Oder anders formuliert: Einnahmen sind nicht unbedingt sofort deckungsgleich mit Einzahlungen. Das liegt in der Natur der bösen Kunden begründet, die frecherweise Zahlungsziele nicht nur in Anspruch nehmen, sondern auch noch eigenständig ausdehnen.
Also überlegen wir uns, dass der Modeler ja eine schöne Sammlung von Funktionen enthält und siehe da, es gibt so etwas wie eine Delay Funktion... und davon nicht nur eine, sondern sogar gleich zwei davon... Ein Blick auf diese Funktion löst allerdings erst einmal Erstaunen aus, hört sich doch die Beschreibung wie folgt an (entnommen aus dem Hilfetext zur Funktion):
Delay1
Materielle Verzögerung erster Ordnung. Parameter: delay - Eine Verzögerung input - Ein Eingabewert
Delay 3
Materielle Verzögerung dritter Ordnung. Parameter: delay - Eine Verzögerung input - Ein Eingabewert
Hmh, mal abgesehen davon, dass mich auch schon fragte, was nun der Unterschied zwischen Delay1 und Delay3 ist, frage ich mich allerdings ernsthaft, was nun eine "materielle" (???) Verzögerung "erster Ordnung" (???) ist. Ich erschaudere in Ehrfurcht vor soviel scheinbar höherer Mathematik und frage mich, ob ich denn der Anwendung von solch anspruchsvollen Verfahren überhaupt gewachsen bin...
Nun denn, nicht lange rumgefackelt, im konkreten Handeln liegt der Erfolg. Geschwind ans Werk, Funktion eingefügt, die Syntax sieht wie folgt aus: delay1([Erlös],1), was der Modeler auch prompt mit dem schönen, hochmotivierenden Satz "Gute Formel" belohnt und freudig simulieren wir...
Ach herrje, wer hätts gedacht... erwartet hätten wir eine Verschiebung der Werte, die für den Erlös ermittelt worden sind um genau eine Zeitperiode... Im Ergebnis steht jetzt allerdings zunächst nur 0. Wie sich später herausstellt, könnte das allerdings auf ein kleines Pufferproblem im Modeller hindeuten, hatte ich an anderer Stelle schon. Dazu später in einem anderen Thread mehr... Läßt sich schön reproduzieren...
Also frisch ans Werk, munter die 1 gegen eine 3 ausgetauscht und freudig registrieren wir, dass der Modeler jetzt etwas damit anfangen kann. Er produziert Werte..., aber was für welche...? Hmh, hatten wir vorher ganzzahlige Werte für die Erlöse, so stehen jetzt im Faktor "Zahlungseingang" zwar Werte, allerdings ziemlich kleine Werte im Intervall von 0,01 - 0,056. Nun, ich hatte ja in der Tat erwartet, dass der Zahlungseingang sich um eine Periode verzögern würde (was er sogar tut), aber dass es so schlecht um die Entwicklung der Zahlungseingänge stehen würde, hätte ich nun nicht gedacht.
Lange Worte, kurzer Sinn: Ich fände es sehr hilfreich, wenn die Dokumentation der Funktionen dringend kräftig überarbeitet würde. Ich habe sie mir mal stichprobenartig angesehen. Teilweise ist überhaupt nicht klar, was bei der ein oder anderen Funktion eigentlich bewirkt werden soll, teilweise ist nicht klar, wie die Funktionen genau angewendet / eingestellt werden. In manchen, sehr wenigen Fällen gibt es gute, zielführende Beispiele, aber das ist eher selten der Fall. Genau das wäre aber dringend erforderlich.
Viele Grüße,
Joachim